Kennen Sie die Werbung von „Merci“, in der gesungen und in Bildern dargestellt wird, wie Menschen sich die „Merci“-Schokolade schenken und sich melodisch „Danke schön, dass es dich gibt“ sagen?
Viele empfinden diese Werbung als kitschig, während andere sie als schön wahrnehmen. Egal, wie Sie persönlich diese emotionale Darstellung finden – eines steht fest: Dankbarkeit ist ein psychologisches Konstrukt von großer Kraft, wie viele Studien zeigen.

Die Präsidentin der APA (American Psychological Association), Debra Kawahara, PhD, schrieb vor Kurzem: „Es kann sich kontraintuitiv anfühlen, inmitten sich verändernder politischer Landschaften, Klimanotlagen, anhaltender Konflikte und dem fortwährenden Schmerz kollektiver und persönlicher Verluste innezuhalten, um Dankbarkeit zu empfinden – doch genau das könnte gerade jetzt am nötigsten sein.“

Dankbarkeit ist mehr als nur ein angenehmes Gefühl – sie ist eine kraftvolle Verhaltenspraxis, die das Wohlbefinden fördert. Eine langjährige Forschung zeigt, dass Menschen, die regelmäßig Dankbarkeit üben, eine bessere psychische und körperliche Gesundheit, stärkere Beziehungen und eine höhere Lebenszufriedenheit erleben.

Eine wegweisende Studie aus dem Jahr 2003 unter der Leitung von Robert Emmons, PhD (emeritierter Professor für Psychologie an der University of California, Davis), ergab, dass Menschen, die aufschrieben, wofür sie dankbar waren, mehr Glück, Freude und Begeisterung verspürten als jene, die lediglich ihre täglichen Erfahrungen notierten. Seitdem haben zahlreiche Studien bestätigt, dass eine dankbare Grundhaltung – das „Zählen der persönlichen wunderbaren Momente“ – und das verbale Ausdrücken von Dankbarkeit unsere Resilienz stärken, soziale Bindungen vertiefen und sogar romantische Beziehungen fördern können. Darüber hinaus zeigen Untersuchungen, dass Dankbarkeit mit besserem Schlaf, niedrigerem Blutdruck, weniger Depressionen und Verbesserungen von Biomarkern der Herz-Kreislauf-Gesundheit verbunden ist.

Wenn das keine großartigen Nachrichten sind, oder?

Doch wenn Dankbarkeit ein so mächtiges „Tool“ im Leben sein kann, stellt sich die Frage, wie wir sie im Alltag trotz täglicher Belastungen kultivieren können.

Wie lässt sich Dankbarkeit im Alltag kultivieren?

Die American Psychological Association (APA) empfiehlt sechs alltagstaugliche Strategien, die uns unterstützen können:

  1. Mit kleinen Schritten beginnen

Zunächst sollten wir uns auf die kleinen alltäglichen Dinge fokussieren. Dankbarkeit über eine warme Tasse Kaffee oder Tee am Morgen, den Duft frisch gebackener Brötchen oder ein freundliches Lächeln kann unseren Tag emotional aufwerten.

  1. Sich selbst Reflexionsfragen stellen

Offene Fragen wie „Was hat mir heute gutgetan?“, „Wann habe ich Freundlichkeit erfahren?“ oder „Was gibt meinem Leben Sinn?“ unterstützen eine dankbare innere Haltung. Dieser innere Dialog hilft, Tempo herauszunehmen und kurze, bedeutsame Momente bewusst wahrzunehmen.

  1. Dankbarkeit aussprechen

Wenn du Dankbarkeit empfindest – sag es laut. Menschen, die uns wichtig sind, zu zeigen, dass sie Bedeutung haben und wertgeschätzt werden, stärkt Beziehungen und fördert das eigene Verbundenheitsgefühl.

  1. Erwartungshaltungen reduzieren

Dankbarkeit sollte kein Pflichtprogramm sein. Eine Übung wie „drei Dinge, für die ich dankbar bin“ wirkt schnell kontraproduktiv, wenn sie zur Last wird. Wichtiger ist es, achtsam zu bleiben und schöne Momente bewusst zu genießen.

  1. In Balance bleiben

Das richtige Maß zählt. In einer Studie der Psychologin Sonja Lyubomirsky, PhD, berichteten Teilnehmende, die einmal pro Woche Dankbarkeit ausdrückten – aber nicht dreimal wöchentlich – über ein höheres Wohlbefinden.

  1. Flexibel bleiben

Es gibt keinen „richtigen“ Weg, Dankbarkeit zu üben. Vielleicht ist es ein Tagebuch, vielleicht ein spontaner Gedanke, ein Gespräch mit jemandem oder eine kleine Aufmerksamkeit wie „Ich denke gerade an dich“. Wichtig ist, dass der eigene Weg stimmig bleibt und falls er nicht mehr funktioniert, können wir ihn jederzeit verändern.

 

Was hat Weihnachten mit Dankbarkeit zu tun?

Ich kenne einige Menschen, die sagen, sie mögen Weihnachten und „den ganzen Kram drum herum“ nicht. Trotzdem sehe ich bei vielen von ihnen Weihnachtsdekorationen zu Hause, und sie verbringen dieses „unliebsame“ Fest dennoch mit ihrer Familie. Möglicherweise ärgern sie sich darüber – und tun es trotzdem.

Gerade deshalb kann die Weihnachtszeit innerlich verwandelt werden in etwas, das Gesundheit und Wohlbefinden steigert. Oft genügt schon ein Perspektivwechsel: Mit achtsamen Augen zu schauen, wofür man oder frau – trotz mancher Unannehmlichkeiten und lästigen Pflichten – dankbar sein kann. Vielleicht ist es das Treffen mit Freunden beim Glühwein? Die Lichter und Dekorationen, die überall das trübe Wetter aufhellen? Die weihnachtliche Gemütlichkeit? Oder ein warmes Kindheitsgefühl von Geborgenheit?

Ob wir Weihnachten mögen oder nicht – wir können die Zeit am Jahresende nutzen, um unsere Resilienz zu stärken. Dafür können wir innehalten und reflektieren, wofür wir im Leben grundsätzlich dankbar sind: Gesundheit, Partnerschaft, Familie, Kinder, Freunde, ein schönes Zuhause, Arbeit, Kolleginnen und Kollegen, oder vieles mehr.

In vielen Workshops, in denen ich frage „Wofür sind Sie im Leben dankbar?“, mache ich immer wieder die gleiche Erfahrung: Egal, wie gestresst oder unzufrieden Menschen sein mögen – sie finden dennoch zahlreiche Dinge, für die sie wirklich dankbar sind.

Und das wünsche ich Ihnen von Herzen.

Zu guter Letzt schenke ich Ihnen traditionell eine schöne Weihnachtsgeschichte (am Ende dieses Beitrags), die zeigt, wie wir innere Zufriedenheit im Hier und Jetzt finden können.

Für die Weihnachtszeit wünscht Ihnen das gesamte Team der Akademie viele wunderbare, achtsame und vielleicht sogar magische Momente in diesen Tagen – und tiefgründige Reflexionen über all das, wofür Sie wirklich dankbar sind.

 

Frohe Weihnachten!

Ludwika

 

 

Und hier kommt die Geschichte:

Das Geheimnis der Zufriedenheit

Es kamen ein paar Suchende zu einem alten Meister.

“Herr”, fragten sie “was tust du, um glücklich und zufrieden zu sein? Wir wären auch gerne so glücklich wie du.”  

Der Alte antwortete mit mildem Lächeln: “Wenn ich liege, dann liege ich. Wenn ich aufstehe, dann stehe ich auf. Wenn ich gehe, dann gehe ich und wenn ich esse, dann esse ich.” 

Die Fragenden schauten etwas betreten in die Runde. Einer platzte heraus: “Bitte, treibe keinen Spott mit uns. Was du sagst, tun wir auch. Wir schlafen, essen und gehen. Aber wir sind nicht glücklich. Was ist also dein Geheimnis?”  

Es kam die gleiche Antwort: “Wenn ich liege, dann liege ich. Wenn ich aufstehe, dann stehe ich auf. Wenn ich gehe, dann gehe ist und wenn ich esse, dann esse ich.”  

Die Unruhe und den Unmut der Suchenden spürend, fügte der Meister nach einer Weile hinzu: “Sicher liegt auch Ihr und Ihr geht auch und Ihr esst. Aber während Ihr liegt, denkt Ihr schon ans Aufstehen. Während Ihr aufsteht, überlegt Ihr wohin Ihr geht und während Ihr geht, fragt Ihr Euch, was Ihr essen werdet. So sind Eure Gedanken ständig woanders und nicht da, wo Ihr gerade seid. In dem Schnittpunkt zwischen Vergangenheit und Zukunft findet das eigentliche Leben statt. Lasst Euch auf diesen nicht messbaren Augenblick ganz ein und Ihr habt die Chance, wirklich glücklich und zufrieden zu sein.”

Geschichte aus China. Verfasser/Autor: Unbekannt