„Irgendwas ist immer!“ Als Karte ziert dieser Spruch so manchen Büroschrank oder Schreibtisch. Vielleicht auch Ihren? Der Spruch ist gut, denn er visualisiert, dass es schlicht normal ist, immer wieder auch mit ungeplanten Ereignissen konfrontiert zu werden. Und wer sich dem bewusst ist, den wirft etwas Unverhofftes weniger stark aus der Bahn.

Der kurze Satz allein – und ist er noch so prägnant im Blickfeld positioniert – hilft in der Praxis allerdings den wenigsten Menschen. Wie ist es bei Ihnen? Was passiert, wenn Ihnen unerwartete Dinge widerfahren? Wenn langjährige und lukrative Kunden sich von Ihnen abwenden, weil der Vermittler um die Ecke mit schmalem Leistungsumfang, dafür aber mit großem Nachlass ködert? Gelingt es Ihnen, in solchen Situation entspannt zum Tagesgeschäft überzugehen, um in einem Zustand völliger Gelassenheit „irgendwas ist immer“ in Ihren Frühstückskaffee zu säuseln? Viel wahrscheinlicher ist vermutlich, dass Sie sich ärgern. Vielleicht sind Sie frustriert oder sogar wütend. Möglicherweise empfinden Sie Undankbarkeit oder fühlen sich gar persönlich verunglimpft. Und wenn es dem einen Kunden noch mehrere gleichtun, kann dies Emotionen bis zur Existenzangst hervorrufen.


Podcast Version:


Emotionen – die Würze des Lebens

Sich in solchen Situationen zu ärgern, frustriert oder wütend zu sein, ist psychologisch gesehen die normalste Sache der Welt. Diese Aussage hilft zwar nicht unmittelbar, ist aber dennoch tröstlich. Denn sie zeigt auf: Es ist normal. Wir Menschen reagieren auf Misserfolge, Rückschläge oder Niederlagen nun mal mit negativen Emotionen. Und in der Regel beginnen wir erst deutlich später – nämlich dann, wenn wir erkennen, dass nichts mehr zu ändern ist – damit, die Situation nach und nach zu akzeptieren.

Die hohe Kunst der Akzeptanz besteht darin, den Zeitraum, in dem Wut und Frustration die Oberhand haben, schnell zu verlassen. Sich nach einem überraschenden und unangenehmen Szenario (wie etwa einer Beschwerde oder Kundenkündigung) also tatsächlich mit „freiem Kopf“ und voller Energie den Aufgaben zuzuwenden, die in Ihnen positive Emotionen hervorrufen.

Resilienz – Am Anfang steht die Akzeptanz

Akzeptanz ist einer der sieben Schutzfaktoren unserer Resilienz, also unserer psychischen Widerstandsfähigkeit. In vielen Workshops & Coachings ist sichtbar, dass gerade dieser Faktor häufig das schwächste Glied in der Kette der sieben Schutzfaktoren ist.

Aber wie kann man nun daran arbeiten? Hier unsere Tipps. So gelingt es, unangenehme und überraschende Veränderungen schneller zu akzeptieren?

  1. Tief durchatmen und zwar mehrmals und langsam! Wenn uns der Atem stockt, wir flach atmen oder hyperventilieren, können wir nicht mehr klar denken. Darum: Steuern Sie die Atmung, indem Sie durch die Nase ein- und durch den fast geschlossenen Mund langsam ausatmen. Stresshormone wie Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol werden so viel schneller abgebaut. Mehrmals wiederholen. Nichts weiter. Unseren Atem haben wir immer dabei!
  2. Akzeptieren Sie die Tatsache, dass Sie negative Gefühle sofort spüren. Emotionen machen uns Menschen aus. Sie gehören zum Leben. Halten Sie sich an der Zuversicht fest, dass diese Gefühle wieder abklingen werden. Vor allem dann, wenn sie konstruktiv daran arbeiten.
  3. Entwickeln Sie ein für Sie passendes Gedankenmuster.
    Zum Beispiel: „Es ist, wie es ist!“, „Dann ist das eben so!“, „Ich weiß, es geht vorbei“.
  4. Kreieren Sie sich bildliche Metaphern für schwierige Situationen. Solche Bilder haben eine große mentale Kraft. Wenn Sie eine geeignete Metapher abrufen können, stärkt es Ihre Akzeptanz und Handlungsfähigkeit. Beispielsweise ein Stehaufmännchen, einen Löwenzahn der (auch zwischen Betonplatten) immer wieder nachwächst, einen Bambus, der biegsam und flexibel jedem Sturm trotz, ein Gladiator der sich durch die Arena kämpft, oder, oder, oder…
  5. Was ist das Gute am Schlechten? Versuchen Sie, bewusst die Chance zu sehen, die sich aus der negativen Situation ergibt. Der Kunde hat gekündigt? Prima, Sie haben Zeit, sich nun um andere Kunden oder Vertriebsideen zu kümmern, die die Zukunftsfähigkeit Ihres Betriebes auf einer höheren Ebene festigen.
  6. Und …verändern Sie unbedingt und ganz bewusst Ihre Perspektive: Fokussieren Sie Ihre Gedanken auf das Bild eines Spiegeleis. Ja, Sie haben richtig gehört. Ein Spiegelei.

    Wir wollen gern aufklären, was es damit auf sich hat. Visualisieren Sie also ein Spiegelei.
    Das Eiweiß symbolisiert Ihre Interessenzone. Das Eigelb in der Mitte ist die Einflusszone. (siehe auch „Circle of concern“ oder “circle of Influence“ nach Stephen Covey).
    Das Eiweiß steht für das, was Sie belastet und für Ihre Interessen. Natürlich möchten Sie die Dinge verändern und nicht einfach akzeptieren. Sie möchten Ihren Kundenbestand entwickeln. Sie möchten von Ihren Produktpartnern bestmögliche Unterstützung und Vergütung. Und wenn Ihr Vermieter die Büromiete erhöht, ohne eine Zusatzleistung zu erbringen, können Sie sich darüber tagelang ärgern …

    Aber machen Sie sich bitte klar: All das fällt in Ihren Interessenbereich (das Eiweiß). Es liegt aber gleichzeitig in der Einflusszone eines anderen. Ihr Kunde entscheidet, ob er einen Vertrag abschließt oder nicht. Ihr Produktpartner entscheidet Höhe und Umfang Ihrer Vergütung und Ihr Vermieter entscheidet über die Anhebung der Büromiete.

    Fokussieren Sie „Ihr Eigelb“. Was können Sie konkret tun? Kleiner Tipp: Die Punkte 1-5 sind alle in Ihrer Einflusszone. Mit freiem Kopf lässt sich dann effektiver unterscheiden, was Sie tatsächlich selbst tun können. Mit dem Fokus auf den Einflussbereich verlassen Sie die „Opferrolle“. Die Dinge passieren Ihnen nicht. Sondern Sie gestalten aktiv die Dinge. Nebeneffekt: Je konsequenter Sie an Ihrer Einflusszone (dem Eigelb) arbeiten, desto größer wird dessen Relevanz, und der Anteil der reinen Interessenzone (Eiweiß) wird sukzessive kleiner.

Auch wenn der Weg steinig und anstrengend ist: Es lohnt sich wirklich, an dem Schutzfaktor „Akzeptanz“ zu arbeiten, denn je schneller wir die Dinge akzeptieren, die wir gerade nicht ändern können, desto eher erlangen wir wieder das Gefühl der Kontrolle und der Freiheit.

Lassen Sie sich nicht auf Dauer von Ihren Gefühlen regieren, sondern nehmen Sie das Zepter selbst in die Hand. Konzentrieren Sie sich auf das „Eigelb“ – den “Circle of Influence“, Ihren Einflussbereich.

Bleiben Sie dadurch handlungsfähig und lösungsorientiert. Denn Sie wissen doch: Irgendwas ist immer. 😊

Ludwika & Matthias