Das Ressourcenmanagement ist ein zentrales Thema in der Psychologie. Es beschreibt die Fähigkeit des Einzelnen, mit Stress, Herausforderungen und den Anforderungen des Lebens umzugehen. Psychologen wie Stevan E. Hobfoll und Ursula M. Staudinger haben mit ihren Arbeiten wichtige Theorien entwickelt, die die Bedeutung von Ressourcen für das Wohlbefinden und die Lebensqualität unterstreichen. Ein gezieltes Management dieser Ressourcen kann nicht nur das psychische Gleichgewicht fördern, sondern auch vor gesundheitlichen Problemen schützen.
Insbesondere das Konzept der „Konservierung von Ressourcen“ (Conservation of Resources, COR) von Stevan E. Hobfoll war als erstes Konzept zu diesem Thema ein Meilenstein in der Entwicklung des Verständnisses, welche Bedeutung das kluge Management unserer Ressourcen für die Gesundheit hat.
Nach Hobfoll sind Ressourcen alle Dinge, die Individuen als wertvoll erachten und nutzen, um Stress zu bewältigen. Diese Ressourcen können materieller Natur (z.B. Geld oder Besitz), sozialer Natur (z.B. Unterstützung von Familie und Freunden), psychologischer (z.B. Selbstwertgefühl oder Optimismus), aber auch körperlich-geistiger Natur sein. Psychosoziale Ressourcen erweisen sich in diesem Zusammenhang als besonders schützenswert. Viele Studien haben deren Bedeutung in vielen Kontexten belegt (u.a. Längsschnittstudie von Emmy E. Werner, 1989).
Was sind unsere psychosozialen Ressourcen, die wir stärken sollen?
Körperliche und geistige Ressourcen
Körperliche Ressourcen umfassen Energie, Ausdauer und die Fähigkeit zur Regeneration. Wer seine körperlichen Ressourcen nicht richtig managt, riskiert Erschöpfung und gesundheitliche Probleme wie Schlafstörungen oder chronische Erkrankungen. Geistige Ressourcen sind kognitive Fähigkeiten, Konzentration und Problemlösungsfähigkeit. Diese Ressourcen sind, so Hobfoll, begrenzt und können durch anhaltenden Stress oder Überforderung erschöpft werden.
Emotionale Ressourcen
Emotionale Ressourcen spielen eine entscheidende Rolle im Umgang mit Stress. Menschen, die über starke emotionale Ressourcen verfügen, können besser mit schwierigen Situationen umgehen und sind weniger anfällig für psychische Erkrankungen.
Soziale Ressourcen
Soziale Ressourcen beinhalten u.a. Unterstützung durch Familie, unsere Freunde oder auch Netzwerke, die wir haben. In besonders schwierigen oder belastenden Situationen können uns Menschen, die uns nahestehen, durch Gespräche, Lösungen, aber auch durch konkrete Hilfen und manchmal durch das bloße „Da sein“, Zuhören und Verstehen durch die Krisenzeiten „tragen“. Solche Unterstützung erlaubt uns, Dinge auch aus anderer Perspektive zu betrachten, sich „Luft zu verschaffen“ und sich einfach sicher und geborgen zu fühlen.
Das Gleichgewicht finden
Ein effektives Ressourcenmanagement erfordert ein Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Lebensbereichen: Arbeit, Familie, soziale Kontakte und persönliche Erholung. Es geht nicht nur darum, Stressoren zu minimieren, sondern auch darum, die eigenen Ressourcen zu kennen und gezielt zu nutzen. Wer lernt, seine Grenzen zu erkennen und regelmäßig seine Ressourcen aufzufrischen, trägt aktiv zu seiner physischen und psychischen Gesundheit bei.
Was können wir ganz konkret täglich tun, um unsere Ressourcen zu stärken und das Gleichgewicht zu erhalten?
Es ist wichtig, eigene Ressourcen im Blick zu behalten und sich bewusst zu sein, wo wir gut aufgestellt sind und wo wir nachbessern können und sogar sollenJ. Besonders während des (für viele VersicherungsmaklerInnen stressigen) Jahresendgeschäfts bleiben manche gesunde Verhaltensweise auf der Strecke, die Sie jetzt wieder ins Visier nehmen könnenJ.
Hier ein paar Tipps:
- Eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und ausreichender Schlaf sind fundamentale Bausteine eines gesunden Ressourcenmanagements. Achten Sie darauf, schon im Dezember mehr Bewegung in den Berufsalltag zu integrieren. Sie können immer die Treppe nehmen (statt den Aufzug) oder das Auto weiter vom Büro parken, als es Ihnen lieb istJ und dadurch den Fußweg ins Büro verlängern. Bauen Sie auch mehr Bewegung in den Feierabend Spazieren oder Wandern im Regen ist auch mit dem Regenschirm möglichJ. Mehr Sport in der Woche verlängert auch unser Leben und stärkt unsere Gesundheit maßgeblich.
- (Mini-) Pausen und Entspannungsphasen tagsüber fördern die geistige Leistungsfähigkeit und schützen vor Burnout. Sie können sich immer wieder für kurze Mini-Pausen von 2 bis 3 Minuten entscheidenJ. Nutzen Sie solche Momente, um Achtsamkeit zu üben: schauen Sie durch das Fenster, beobachten Sie die Wolken oder ggf. Regentropfen, nehmen Sie die Farben der übriggebliebenen Blätter wahr, achten Sie auf Ihren eigenen Atem. Sie können auch im Sitzen einfach Ihre Augen schließen und eigene Atemzüge 1 bis 2 Minuten zählen oder lediglich auf den Atem achten und alle andere Gedanke für den Moment „zur Seite“ schieben. Sie können auch kurz meditieren, falls Sie diese Technik kennen (auf der Website der Akademie finden Sie weitere aktive und passive Mini-ÜbungenJ).
- Resilienz ist die Fähigkeit, Rückschläge zu bewältigen und sich von Stress zu erholen und somit der Schlüssel zu einem erfolgreichen Ressourcenmanagement. Auch hier können Techniken wie Achtsamkeit, Meditation oder auch der soziale Austausch helfen, die emotionalen Ressourcen zu stärken. Achten Sie darauf, gute förderliche Kontakte zu pflegen. Entscheiden Sie sich bewusst für regelmäßige Treffen besonders mit Menschen, die Ihnen guttun, die Ihnen liebevoll zuhören, Ihre Gefühle nachempfinden können, mit denen Sie auch herzlich lachen können und Spaß haben.
Gekonntes Ressourcenmanagement ist ein essenzieller Bestandteil der psychischen Gesundheit. Es geht darum, die eigenen physischen, geistigen und emotionalen Ressourcen zu erkennen und gezielt zu steuern, um ein nachhaltiges und gesundes Leben zu führen.
Insbesondere in der Adventszeit können Sie sich den schönen Dingen im Leben widmen, die Sie stärken und Ihre Ressourcenfass wieder auffüllen. Und das wünsche ich Ihnen vom Herzen.
Bleiben Sie dabei gesund, neugierig und bleiben Sie uns mit Ihrem Interesse an neuen Themen und Perspektiven stets erhalten.
Ludwika