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Irgendetwas ist immer. Auch in Maklerbetrieben. Mal begegnet uns ein Kunde sehr aufbrausend oder ungewöhnlich emotional. So sehr, dass es uns auch selbst berührt. Mal kämpfen wir mit Widrigkeiten wie einer zu langsamen Internetleitung, einem streikenden Drucker oder der Kaffeemaschine, die anstatt heißen Kaffees nur heiße Luft auswirft. Jeden Tag passieren also Dinge, die sehr individuelle Stressreaktionen hervorrufen. Was würde bei Ihnen passieren, wenn man Ihnen Ihren gewohnten Frühstückskaffee verwehrt?

Hand- & Herzkompetenzen

Die kleinen stressenden Störfeuer des Alltags auszugleichen, gelingt den meisten von uns ganz gut. Verantwortlich dafür ist eine gut eingesetzte Hand- und/oder Herzkompetenz.

Handkompetenzen: Unter die Handkompetenzen fallen alle HANDlungen, mit denen wir einen Stressreiz in der Situation aktiv abstellen. Ärgert uns der Straßenlärm, können wir das Fenster schließen.  Der Drucker streikt? Auch hier können wir HANDeln. Den Monteur rufen, ein neues Gerät besorgen oder einen anderen Drucker ansteuern. Gibt es weitere Drucker im Betrieb? Vielleicht hat auch Ihr Nachbar einen WLAN-fähigen Drucker, den Sie in Ihrer Notlage mitnutzen dürfen? Und wenn die Kaffeemaschine morgens wirklich mal gegen Sie sein sollte, gibt es bestimmt eine kleine Bäckerei in der Nähe, wo Sie Ihr Koffeindefizit ausgleichen können.

Herzkompetenzen: Unter Herzkompetenzen ist all das zusammengefasst, was uns dabei unterstützt, die Stressmomente des Tages wieder auszugleichen und Emotionen zu verarbeiten. Also die Dinge zu tun, die unserem „Herzen“ gut tun. Das kann die Joggingrunde um den See sein, der Theaterbesuch, ein Treffen mit Freunden, Yoga, Sauna, Wellness, Holz-Hacken… Alles, was guttut, ist erlaubt.

Kenne Deine persönlichen Stressverstärker

Etwas komplexer ist es bei den „Kopfkompetenzen“. Hier geht es um persönliche Einstellungen. Also die individuelle (stressverstärkende) Sicht, mit der wir Situationen bewerten.

Die Psychologie differenziert 5 Stressverstärker.

  • „sei perfekt“
  • sei stark
  • „sei vorsichtig“
  • „sei beliebt“
  • „ich kann nicht“.

In unserer Arbeit bei der Itzehoer Akademie  begegnet uns häufig der Stressverstärker „sei perfekt“.  Wie lässt sich zu diesem Stressverstärker eine wirksame Kopfkompetenz aufbauen?

Die Grundlage dieses Stressverstärkers ist der Wunsch nach Erfolg und Selbstbestätigung durch gute Leistungen. „Ist doch gut!?“, denken Sie jetzt vielleicht. Und in der Tat. In unserer Branche haben wir keine haptischen – also  handfesten – Produkte die für sich sprechen können. Im Gegenteil. Bedingungstexte sind sehr komplex, und die individuellen Rahmenbedingungen ändern sich fortlaufend. Um in diesem Umfeld Angebote zu formulieren, die auch dann funktionieren, wenn es darauf ankommt, ist eine hohe Leistungsmotivation nicht nur hilfreich, sondern Grundvoraussetzung.

Problematisch wird es allerdings, wenn fehlerfreie und perfekte Leistung zum absolutem „Muss“ erhoben werden. Denn jede – noch so belanglose  –  Abweichung vom eigenen Qualitätsstandard wird dann als Misserfolg wahrgenommen und hat etwas „Zerstörendes“. Im fortgeschrittenen Stadium löst schon der Gedanke an einen möglichen Fehler beim Erledigen einer Aufgabe für extremen Stress   (fast alle Aufgaben sind fehlerträchtig!). Mitunter zeigt sich das auch in körperlichen Reaktionen: Das Herz schlägt schneller,  Kiefer- und Nackenmuskulatur verspannen sich, Schweiß bricht aus, der Kopf schmerzt.

Reine Kopfsache…

Was tun in solchen Situationen?

  1. Schritt:
    Reflektieren Sie genau. Welche Situationen sind es, die Sie konkret stressen?
    Sind es „eigene Fehler“? Liegt es an mangelnder Struktur oder falscher Priorisierung? Ist es das allzu forsche Auftreten von Kollegen?
  2. Schritt:
    Denken Sie nach, wann Sie ähnlich stressige Situationen schon einmal erfolgreich überstanden haben. Holen Sie diese immer wieder vor Ihr inneres Auge zurück (visualisieren Sie das seinerzeit Erlebte konkret).
  3. Schritt:
    Überlegen Sie, wie das Worst-Case-Szenario –  also  die  schlimmste anzunehmende  Entwicklung  –  aussehen könnte.  Durchdenken Sie solche Szenarien bis zum maximal möglichen Misserfolg. Beobachten Sie genau, wie  es ihnen dabei geht. Häufig reift hieraus die Erkenntnis, dass bestimmte Szenarien völlig unwahrscheinlich sind. Mit dieser Einsicht lässt sich die eigene Einstellung schon mal leichter verändern. Diese Technik nennt man „Ent-Katastrophisieren“
  4. Schritt:
    Definieren Sie für sich  selbst „förderliche Gedanken“, die Ihr stresserzeugendes Denkmuster durchbrechen und zu mehr Gelassenheit verhelfen.
    Förderliche Gedanken könnten sein:
  • Fehler sind menschlich.
  • Ohne Fehler keine Entwicklung.
  • Meine 70 Prozent sind besser als die 100 Prozent anderer Kollegen.
  • Perfektionismus wirkt häufig unsympathisch. Un-perfekt ist perfekt.

Entscheiden Sie sich für einen Gedanken und bringen sich diesen vor einer stressigen Situation in Erinnerung. Oder notieren Sie in auf einem kleinen Zettel, den Sie in stressenden Situationen immer wieder hervorholen. Sie werden merken, dass Sie nach einer Weile entspannter an die Sache herangehen werden.

Bleiben Sie dran. Persönliche Stressverstärker lassen sich nicht von heute auf morgen abschütteln. Wenn wir Sie mit einem persönlichen Coaching hierbei unterstützen können, tun wir das gern.

Bleiben Sie gelassen und zuversichtlich

Matthias & Ludwika

 

© Bild: Itzehoer Akademie